Kulturverein Prutz

Der Winkl in Prutz

Eine kleine Geschichte

Die typische Form übers Eck, im Volksmund Winkl genannt, entstand erst durch den Anbau nach Süden im 16. Jahrhundert. Vor dieser Zeit war die rechte Wand des heutigen Stiegenaufganges die Außenwand des mittelalterlichen Baues aus dem 14. Jahrhundert. Das Gebäude ist heute noch bewohnt. Es beherbergte noch vor 40 Jahren mehrere Familien. Bei der Renovierung 2016/17 wurden die in den 1970er Jahren ausgebrochenen großen Fenster wieder in den ursprünglichen Zustand zurückversetzt.  Bis in die 50er Jahre war auch eine Schulklasse im Haus untergebracht. Das älteste Gebäude, das ursprünglich im jetzigen Hof stand, gibt es nicht mehr. Das Wirtschaftsgebäude, heute Winklstadl genannt, wird ab 2017 als Kultur- und Theaterbühne verwendet.  
      
Die Innenwand der Rauchküche, die im 16. Jhd. an das gotische Bauwerk Richtung Süden angebaut wurde, ist die Außenwand des älteren gotischen Gebäudes. Die kleinen Fenster/Schießscharten sind gotisch. Das große Fenster ist aus der Barrockzeit. Zu beachten ist auch die aufgemalte Quadrierung. Die Stahlverstärkung an der Decke wurde im Zuge der Renovierung angebracht. Durch den unsachgemäßen Einbau von größeren Fenstern in die Nordwestwand in den 1970 Jahren drückt das Gewölbe die Wand nach außen. Die Stahlverstärkung und die Schleudern sollen die Wand entlasten. 

Obergrichtler Zirmstube, eingebaut um 1670. 
Der gemauerte Ofen ist später, so um 1900 entstanden und hat vermutlich einen älteren ersetzt. Eine der eingelassenen Nischen beherbergte einen Blechbehälter für Wasser mit Hahn und Tasse. Hinter den Türchen sind Regale verborgen. Zwei Türchen mit Einfassungen wurden erneuert.  Im 20. Jahrhundert wurde die Holzstube mit Lackfarbe übermalt. Durch aufwendiges Abbeizen konnte das Getäfel wieder auf den Ursprungszustand zurückgesetzt werden. 
 
Die Fresken im Haus entstanden um 1600. Blumen und Tiermotive stammen aus unterschiedlichen Epochen und können keinem bestimmten Künstler zugeordnet werden. Die Bleistift- und Rötelzeichnungen sind späteren Datums. Das Gewölbe musste mit diagonal eingebohrten Gewindestangen nach oben gesichert werden. 
      
Das Fenster mit Sitznische wurde wieder nach alten Mustern errichtet und ist neu.  
Im Gang befindet sich noch ein kleines Relikt als der Winkl Filmkulisse für den 2006 entstanden Film „in drei Tagen bist du tot“ von Regisseur Andreas Prohaska war. 

In der dritten Bauphase werden diese Räume auf die gotischen dickeren Mauern aus dem 14. Jahrhundert aufgesetzt. Die Farbe am Getäfel stammt aus den 1930er Jahren. Bei der Restaurierung wurden die Muster wieder ergänzt. Die Restaurateure nennen das Zimmer „den Blauen Salon“ 
Mehrere Malschichten traten im großen Saal zutage. Der Saal war in mehrere Räume unterteilt. Eine Wohneinheit umfasste in etwa die Hälfte des Saales. Bis in die 50er Jahre war hier auch eine Schulklasse untergebracht. 

„Madonna Maria hilf“ nach Lucas Cranach, um 1674. Doppelte Sonnenuhr an einer Seite angebracht, die nur vormittags Sonne hatte und hat. 
      
Die Meister ihres Faches, Manfred Mitterer und Andreas Preisenhammer restaurierten den Winkl in akribischer Kleinarbeit und brachten die Schätze der Vergangenheit wieder hervor. Sie entfernten die Zubauten und Übermalungen der vergangenen Jahrhunderte und machten so die Zeiten der Entstehung des Winklgebäudes für uns wieder erfahrbar.  
 
Text: Gernot Pedrazzoli 


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